Schwäbisch Hall startet mit zwei überzeugenden Siegen

Mit zwei überzeugenden Siegen sind die Schachdamen des SK Schwäbisch Hall in Solingen in die Frauenbundesliga-Saison gestartet. Gegen Aufsteiger Solingen gab es einen 5-1 Sieg und gegen den SV Hemer wie in der Vorsaison ein 6-0. Damit übernahm man direkt die Tabellenführung vor Titelverteidiger OSG Baden-Baden, die gegen Harksheide und Hamburg gewannen. Ebenfalls verlustpunktfrei sind die SF Deizisau, die ebenfalls gegen Harksheide und Hamburg gewannen.

Der dritte Meisterschaftsfavorit Bad Königshofen ließ beim 3-3 gegen Leipzig überraschend einen Punkt liegen. So deutet vieles darauf hin, dass die Meisterschaft wie in der letzten Saison zwischen Schwäbisch Hall und Baden-Baden entschieden wird.

Schwäbisch Hall trat in Solingen erstmals mit ihrem neuen Reisepartner, den Schachdamen des FC Bayern München, an. Am Samstag ging es zunächst gegen die Gastgeber, die sich nach dem Bundesligaaufstieg deutlich verstärkt haben und in dieser Besetzung mit dem Abstieg nichts zu tun haben sollten. Solingen, bei den Männern schon lange eine Spitzenmannschaft, möchte mit einer Mischung von Topspielerinnen und Spielerinnen aus der eigenen Jugend antreten und setzte dies auch in den ersten beiden Runden um. Obwohl nicht alle Spitzenspielerinnen zum Einsatz kamen, war die Haller Mannschaft klar favorisiert und wurde dieser Favoritenrolle am Ende auch gerecht. Es dauerte etwas bis zum ersten Ergebnis, und dieses war ein Unentschieden zwischen der belgischen internationalen Meisterin Anna Zozulia und Deimante Cornette.

Auffällig war der hohe Zeitverbrauch gerade der Solinger Nachwuchsspielerinnen an den hinteren Brettern, und in der Zeitnotphase ging es dann auch Schlag auf Schlag. Adela Velikic, schon bekannt aus dem Schwäbisch Haller “gemischten” Team, gewann bei ihrem Bundesligadebüt genau wie die zweite Debütantin Nataliya Buksa aus der Ukraine, die gegen die nominell stärkste Solinger Spielerin eine ganz starke Leistung zeigte. Ihre Gegnerin spielte quasi die ganze Partie mit einem Turm weniger, der in der Ecke eingesperrt war, und irgendwann wurde der Druck zu groß und die gegnerische Verteidigung brach zusammen. Den Mannschfatssieg sicherte Nino Batsiashvili am Spitzenbrett, als ihrer Gegnerin Inna Gaponenko in leicht schlechtere Stellung ein Versehen unterlief, sie ließ einzügig einen stehen und gab sofort auf. Auch Jovana Eric gewann ihre Partie gegen die sich tapfer wehrende erst 14-jährige Sarah Fetahovic. Am längsten kämpfte Meri Arabidze gegen die ehemalige Schwäbisch Haller Spielerin Annmarie Mütsch um den Sieg. Doch Mütsch verteidigte ihre Stellung stark und rettete sich nach fast 5 Stunden ins Remis. Damit lautete das Endergebnis 5-1. Mit dem gleichen Ergebnis schlug der FC Bayern München Hemer. Der Sieg insbesondere in dieser Höhe war ziemlich überraschend und kann noch sehr wichtig auf dem Weg zum Klassenerhalt werden.

Mütsch-Arabidze, die längste Partie des Samstags

Am Sonntag ging es gegen den SV Hemer, der gehandicapped antreten musste: Eine Spielerin war erkrankt und konnte nicht ersetzt werden, am Vortag hatte sie noch mit starken Rückenschmerzen gespielt, am Sonntag ging dann nichts mehr. Damit kam Nataliya Buksa zu einem kampflosen Sieg. Am Ende stand ein klares 6-0 für Schwäbisch Hall. Hemer wehrte sich tapfer, insbesondere Adela Velikics Gegnerin Velerija Naumenko hatte nach einem Überseher der Hallerin eine Gewinnstellung auf dem Brett, verlor diese aber in beiderseitiger Zeitnot noch. Spektakulär war der Sieg von Nino Batsiashvili, die voll auf Angriff setzte, eine Figur opferte und am Ende den gegnerischen König mitten auf dem Brett matt setzte. Nach der Partie analysierten die Spielerinnen noch lange, konnten aber keine Widerlegung in der Angriffsführung finden.

Analyse der Partie Kulovana-Batsiashvili

Am längsten spielte wieder Meri Arabidze. Wie am Vortag hatte sie einen Bauern gewonnen, diesmal gelang es ihr aber, die gegnerische Festung zu knacken und am Ende mit einem Qualitätsopfer ein Matt zu erzwingen.

Was geschah an den anderen Schauplätzen? Wie schon oben beschrieben gewannen Baden-Baden und Deizisau jeweils gegen Harksheide und Hamburg, mehr als die ein oder anderen Achtungserfolge waren für die Nordlichter nicht drin. Harksheide wird sicher zufrieden mit dem knappen Ergebnis gegen Meister Baden-Baden sein, besonderes mit dem Sieg der Vorjahresgewinnerin des Nachwuchspreises des Schachtickers Inken Köhler gegen Ketevan Arakhmia-Grant, eine der ganz wenigen Spielerinnen, die den GM-Titel der Männer führt. Hamburg hat sicher gegen Deizisau, die auch nicht in Bestbesetzung angetreten waren, mehr erwartet. Wichtig waren hier die Siege von Simona Gheng gegen Alina Lampert an Brett 6 und von Neuzugang Dina Belenkaya gegen Diana Baciu, die beide aus ausgeglichenen Stellungen entstanden.

In Erfurt gab es am Samstag zwei überraschende Unentschieden. Die Gastgeberinnen spielten gegen hochfavorisierte Rodewischer ein 3-3, und auch Leipzig holte gegen Bad Königshofen einen völlig unerwarteten Punkt auf dem Weg zum Klassenerhalt. Dabei war Bad Königshofen fast in Topbesetzung angetreten, eigentlich fehlten nur die beiden deutschen Nationalspielerinnen Jana Schneider und Dinara Wagner. Am Sonntag gab es Favoritensiege: Leipzig schlug Erfurt und Bad Königshofen gewann gegen Angstgegner Rodewisch.

Damit brachten die beiden ersten Runden durchaus einige Überraschungen und lassen eine bis zum Schluss spannende Saison sowohl im Titelkampf als auch im Kampf gegen den Abstieg erwarten.

Genauer nachlesen kann man die Geschehnisse in Solingen auf der Internetseite des SK Schwäbisch Hall im Liveticker vom Samstag und Sonntag, da es aufgrund von personellen Engpässen beim Gastgeber wegen der Herbstferien in NRW keine Übertragung der Partien ins Internet gab.

Alle Ergebnisse und die Tabelle der Frauenbundesliga gibt es hier. Weiter geht es in 4 Wochen, dann findet die einzige Schwäbisch Haller Heimrunde der Saison statt. Gespielt wird in der Bausparkasse Schwäbisch Hall, es geht gegen Harksheide und Hamburg. Gegen die Hamburgerinnen möchte man sich für die Niederlage in der Vorsaison revanchieren. Außerdem treffen in Deizisau Baden-Baden und Bad Königshofen aufeinander, ein wichtiger Fingerzeig im Kampf um die Meisterschaft, und in Rodewisch geht es insbesondere für Leipzig, Hemer und Solingen um wichtige Punkte gegen den Abstieg.

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