Neujahrsblitz stark wie nie

(Thomas Marschner)

IM Ivan Sarenac aus der Verbandsliga-Mannschaft des SK Schwäbisch Hall hat das Neujahrs-Blitzturnier, das dieses Jahr aufgrund des Corona-Lockdowns online auf der Plattform Lichess ausgetragen wurde, gewonnen und seine Stärke im Blitzschach eindrucksvoll demonstriert. In der Spielzeit von 100 Minuten im Lichess Arena-Mode erreichte er 38 Punkte und hatte damit 12(!) Punkte Vorsprung auf seine Verfolger. Dabei verlor er nur eine Partie, nämlich die letzte gegen Ana Matnadze, als sein Sieg schon längst feststand, und musste ansonsten nur noch ein Remis gegen Irina Bulmaga zulassen. Das Turnier war großartig besetzt mit unter anderem zwei Großmeistern und 5 internationalen Meistern, darunter mit Alina Kashlinskaya aus der Damenmannschaft die amtierende Europameisterin der Frauen. Sicher war es das mit Abstand stärkste Turnier, das je beim SK Schwäbisch Hall ausgetragen wurde, insgesamt nahmen 22 Spielerinnen und Spieler teil. Teilnahmeberechtigt waren Mitglieder und Freunde des SK Schwäbisch Hall. Gespielt wurde daheim am Computer quer durch Europa, außer in Deutschland unter anderem in der Ukraine, Serbien, Rumänien, Georgien, Polen und Österreich.

Hinter Ivan war das Rennen um die restlichen Preise knapp, nur 2 Punkte trennten die folgenden 6 Spielerinnen und Spieler. Den gemeinsamen zweiten Platz mit jeweils 26 Punkten und damit auch den Damenpreis sicherten sich Lela Javakhishvili und Alina Kashlinskaya, auf dem geteilten 4. Platz und damit auch noch im Preisgeld landeten Nino Batsiashvili und Lokalmatador Steffen Mages, der mit dieser Platzierung in dem superstarken Feld ein großes Ausrufezeichen setzte, ließ er doch einige Titelträger hinter sich. Knapp das Preisgeld verfehlten Irina Bulmaga und Vladislav Nevednichy einen Punkt dahinter.

Zoom-Nachsitzung – ein paar Teilnehmer hatten zu dem Zeitpunkt die “Sitzung” bereits verlassen

Nach dem Turnier trafen sich einige der Teilnehmer noch zu einer “Nachsitzung” auf der Videoplattform Zoom bei dem ein oder anderen Glas Wein oder Bier, um das Turnier Revue passieren zu lassen. Irina Bulmaga, die Platz 2 nur um 2 Punkte verfehlte, meinte in der Nachsitzung, ein Grund dafür wäre insbesondere ihre lange Partie gegen Ana Matnadze mit fast 100 Zügen und nicht ganz befriedigendem Ergebnis für beide gewesen, die Partie endete remis. Beim Lichess Arena-Mode bekommt nämlich jeder Spieler sofort nach Beendigung seiner Partie einen neuen Gegner, das heißt, “schnelle” Spieler, die in der vorgegebenen Zeit viele Partien schaffen, sind im Vorteil, zumindest dann, wenn sie punkten. Weiterhin werden im Arena-Modus Siegesserien belohnt, ab dem dritten Sieg nacheinander gibt es doppelte Punkte.

Außer den “Profis” waren auch einige Amateurspieler des SK Schwäbisch Hall am Start, die zumindest die ein oder anderen Achtungserfolge schafften, und es gab auch einige Zuschauer. Ähnlich wie im klassischen Schach ist es nämlich möglich, sich bei Lichess die Partien live anzusehen. Wer die Partien nachspielen will, kann das hier tun, unter dem Link findet man auch das Endergebnis.

Wie schon bei der Frauen-Europameisterschaft kurz vor Weihnachten sieht man, wie es im Online-Schach möglich ist, großartige Teilnehmerfelder, aber auch ein Miteinander von Profis und Amateuren zu mobilisieren, was am Brett gerade aufgrund der Reisekosten für einzelne Turniere gar nicht möglich wäre. Trotzdem hoffen alle Spieler, sich so bald wie möglich wieder am Brett gegenübersitzen zu können, auch wenn gerade der Aufstieg des Online-Schachs (neben der Netflix-Serie “Das Damengambit”) zu einem bisher nicht gekannten Schachboom geführt hat. Das sieht man, wenn man sich die Nutzer- und Abonnentenzahlen großer Schachportale oder diverser Schach-Videostreamer wie Alexandra Botez, Hikaru Nakamura oder “The Big Greek” Georgios Souleidis ansieht. Weltmeister Magnus Carlsen zeigt aktuell, dass es durchaus möglich ist, im Schach Sponsoren zu gewinnen. Das aktuelle Turnier seiner Champions-Tour sponsert zum Beispiel die norwegische Firma Airthings, die Messgeräte zur Bestimmung der Luftqualität herstellt. Gerade in Corona-Zeiten ist das ein Riesenmarkt für die Firma, die mit ihrem Schachsponsoring ihren Bekanntheitsgrad weltweit massiv steigern konnte.

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