Maxim Matlakovs Debüt in Wijk aan Zee

Unter unseren Superstars mit über 2700 im Haller BL-Team ist er, der jüngste, vielleicht auch der mit dem größten Potential: Maxim Matlakov, 26, aus St. Petersburg. Im letzten Jahr startete er durch, wurde Europameister und etablierte sich in der Weltspitze. Nun endlich darf er sein Debüt in einem Eliteturnier mit einem echten Weltklassefeld geben: in der A-Gruppe des traditionsreichen Turniers im holländischen Wijk aan Zee!

Maxim M. in typischer Denkerpose

Nach mittlerweile sechs von insgesamt dreizehn absolvierten Runden hält er sich wacker im Mittelfeld. Einer Niederlage steht ein Sieg gegenüber, vier Partien segelte er sicher in den Remishafen, wie auch heute wieder mit Schwarz gegen Fabiano Caruana, die Nummer 3 der Welt.

Gleich in der ersten Runde warte Maxim mit einem Paukenschlag auf und brachte Exweltmeister Vishi Anand an den Rand einer Niederlage:

Anand – Matlakov


Hier schlug er zu mit 19. …Lxf2+ 20.Kxf2 Txa1 21.Dxa1 Sxc2 22.Da4 Df6+! 23.Kg1 Sd4 24.b6+ Ld7

Falls Schwarz nun die Dame nicht zurückziehen würde, könnte Maxim ein fantastisches Matt auspacken: … Se2+ 26.Kh2 Dxh4+!! 27.gxh4 g3 Matt droht.

Doch Anand ist nicht umsonst einer der größten Spieler der Schachgeschichte, es gelang ihm, sich mit 25.Dd1 cxb6 26.Kh2 nebst 27.Tf1 zu konsolidieren. Schwarz sollte indes zumindest nicht schlechter stehen, aber nun zeigte Maxim die Nervosität des Novizen, er wurde leicht unachtsam und in der Folge vom erfahrenen Inder noch meisterlich überspielt.

Szenenbild mit einem anderen Inder: Adhiban Baskeran wird immer kleiner, während der ohnehin groß gewachsene Gawain Jones sich in seinem Sessel reckt und streckt.

Doch trotz des leicht unglücklichen Einstiegs schien Maxim nicht verunsichert, er begann einige Remisen zu sammeln, sich zu „akklimatisieren“ und schlug letztlich die außer Form agierende Yifan Hou mit den schwarzen Steinen. Und heute hielt er wieder bequem gegen Superstar Caruana die Seite des Nachziehenden. Beachtlich! Wie er im anschließenden Interview erklärte, war alles bis zum hohen Endspiel ausanalysiert – er musste sich „nur“ an die zurückliegenden Analysen erinnern!

Smartes Lächeln, doch dann haperte es ein bisschen mit dem englischen Wortschatz. Man ist es halt auch als Großmeister nicht immer gewohnt, dass einem kurz nach beendeter Partie das Mikro unter die Nase gehalten wird – außer man heißt Carlsen, Anand oder Kramnik. Aber die Erfahrung wird es ihm schon lehren!

Er zeigte sich etwas unzufrieden mit seinem Weißpartien: zu solide angelegt, langweilige Remisen. Nicht, was er möchte (auch nicht, was die Sponsoren und Turnierorganisatoren, welche wieder einladen, prickelnd finden…), sein Credo als Spieler ist es eigentlich, „Action“ zu zeigen. Sobald die Nervosität abgelegt ist, werden wir Feuer auch in seinen Weißpartien erleben!

Apropos: unter den Gegnern stehen noch zwei (Ex-) Weltmeister aus: Kramnik und Carlsen. Das Duell gegen Kramnik findet am Mittwoch, dem 24. statt, am Samstag, dem 27., sitzt ihm dann der Branchenführer gegenüber. Beides Mal hat Maxim Schwarz! Ein gutes Zeichen?!

Willkommen in der Sesamstrasse! Die Teilnehmer beim „Außendreh“ in Hilversum. Maxim posiert rechts neben Ernie. Es wurde gemunkelt, dass Garry Kasparow sich im Kostüm des Krümelmonsters versteckt hielte, doch er spielte zu schlecht Sizilianisch…

Zwei St. Petersburger: Maxim neben seinem Trainer Peter Svidler, der ihm offenbar auch ein wenig hilft dabei, Fuß in der Eliteklasse zu fassen.

von (IM) Frank Zeller

Veröffentlicht in Allgemein.

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