Am kommenden Wochenende startet die Saison 24/25 in der Frauenbundesliga. Zum Auftakt empfängt der deutsche Meister und Titelverteidiger SK Schwäbisch Hall gemeinsam mit Reisepartner SF Deizisau mit der SG Löberitz und dem Aufsteiger Seeblick Dipplodiswalde zwei Teams aus dem Osten unserer Republik.
Für Schwäbisch Hall geht es um einen guten Saisonstart, gegen beide Teams ist man klar favorisiert. Das gilt auch für Reisepartner Deizisau, aber hier hängt viel von der Aufstellung ab, mit der die Schachfreunde Deizisau antreten, hatten sie doch in der Vorsaison häufig Probleme ein schlagkräftiges Team an den Start zu bringen.
Was ändert sich in der kommenden Saison beim SK Schwäbisch Hall? Die Antwort ist einfach: Nicht viel. Die Verantwortlichen hoffen auf regelmäßigere Einsätze von Alina Kashlinskaya, die bärenstark aus ihrer Babypause zurückgekommen ist: kürzlich gewann sie in Tiflis das erste Turnier der Grand-Prix-Serie. Neu im Team ist mit Marsel Efroimski die Nummer 1 Israels, die für Meri Arabidze ins Team rückt, die kürzlich Mutter wurde und aktuell pausiert. Auf dem Weg zur Titelverteidigung wird Schwäbisch Hall trotz der Pause von Meri Arabidze weiterhin stark auf seine georgische Achse setzen.
Jetzt aber zu den Gegnern am Wochenende. Löberitz besteht nach wie vor zu einem großen Teil aus der lettischen Nationalmannschaft um die FIDE Generalsekräterin und ehemalige lettische Finanzministerin, aber gleichzeitig auch Schachgroßmeisterin, Dana Reizniece-Ozola und Jungtalent Agnesa Stepania Ter-Avetisjana, die beim Aufeinandertreffen in der letzten Saison überraschend gegen Salome Melia gewinnen konnte und ihr damit die einzige Saisonniederlage zufügte und die mit Platz 4 bei der am Wochenende zu Ende gegangenen U18 Mädchen-WM in Brasilien ihre gute Form unter Beweis stellen konnte.
Ein ganz besonderes Team ist Seeblick Dippoldiswalde. Das Team besteht größtenteils aus der Schachfamilie Peglau mit Mutter Adelheid und 6 Töchtern, die stärksten Spielerinnen sind die 16-jährigen Zwillingsschwestern Charis und Dora Peglau. Nach dem Bundesligaaufstieg, knapp vor dem starken Seniorenteam von Rotation Pankow, verstärkte man sich mit Spielerinnen von den Bundesligaabsteigern Karlsruhe, Kiel und insbesondere Leipzig. Trotzdem wäre der Ligaerhalt des sächsischen Teams aufgrund der Stärke der anderen Mannschaften eine große Überraschung. Einen großen Erfolg erreichte erst vor wenigen Tagen Charis Peglau mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei der U16-Mädchen-Weltmeisterschaft in Brasilien, nachdem sie vor 2 Jahren schon in der jüngeren Altersklasse U14W Vizeweltmeisterin geworden war.
Außer in Schwäbisch Hall wird in der ersten Doppelrunde noch in Harksheide und Rodewisch gespielt. In Harksheide treten die OSG Baden-Baden und Aufsteiger Bayern München gegen die Gastgeber und den Hamburger SK an. Gleich in der ersten Runde kommt es zum Spitzenspiel zwischen dem Vorjahreszweiten Baden-Baden und dem Vorjahresdritten Hamburg. In Rodewisch spielen die Rodewischer Schachmiezen und der SC Bad Königshofen gegen Solingen und den dritten Aufsteiger Hemer.
Schwäbisch Hall wird versuchen, seinen Meistertitel zu verteidigen, doch Ligafavorit ist wie eigentlich vor jeder Saison die OSG Baden-Baden. Baden-Baden spielt zwar kommende Saison ohne die ukrainischen Muzychuk-Schwestern, dafür verstärkt nach IM Divya Desmukh mit GM Rameshbabu Vaishali, Schwester des Weltklassespielers Ramehbabu Praggnanandaah, eine weitere Spielerin vom Olympiasieger Indien das Team um die deutschen Nationalspielerinnen IM Dinara Wagner, GM Elisabeth Pähtz und WGM Josefine Heinemann. Auch der SC Bad Königshofen wird wieder versuchen vorne mitzuspielen. Insbesondere in den letzten beiden Saisons verschenkte man bessere Platzierungen mit Punktverlusten gegen Teams aus der zweiten Tabellenhälfte. Bad Königshofen bekommt immer mehr eine polnische Ausrichtung, wichtigste Neuzugänge sind IM Klaudia Kulon und IM Karina Cyfka von Absteiger Leipzig. Hinter den drei Topfavoriten reihen sich mit Hamburg, Deizisau, Solingen und Rodewisch vier Teams ein, die immer für Überraschungen gut sind, ihr Abschneiden hängt hier sicher auch davon ab, in welcher Besetzung diese Teams jeweils antreten. Der Rest der Liga wird voraussichtlich gegen den Abstieg spielen, wobei Harksheide in Topbesetzung die Klasse eigentlich sicher halten sollte.
Zum Ende der Saison gibt es nach einigen Jahren Pause wieder eine gemeinsame zentrale Endrunde der Frauenbundesliga und der Schachbundesliga. Gespielt wird Ende April im bayrischen Deggendorf, hier ist zu erwarten, dass gerade bei den Männern die komplette Schach-Weltspitze am Start ist inklusive Spielern wie Magnus Carlsen, Hikaru Nakamura und Vicent Keymer sowie den meisten der indischen Olympiasieger, die alle für Liganeuling und Meisterschaftsfavorit Düsseldorf antreten.
Gespielt wird am Wochenende wie immer in den letzten Jahren bei den Heimspielen in der Frauenbundesliga in der Bausparkasse (Crailsheimer Straße 52, Schwäbisch Hall). Spielbeginn ist am Samstag um 14:00 und am Sonntag um 9:00. Alle Paarungen der Frauenbundesliga findet man hier auf den Seiten des Deutschen Schachbunds. Die Partien werden außerdem live ins Internet übertragen, zu sehen sind sie bei Lichess, Chess.com und Chessbase.