Frauenbundesliga: Schwäbisch Hall weiter verlustpunktfrei

In der letzten Doppelrunde der Frauenbundesliga vor der zentralen Endrunde haben sich die ersten Vier der Tabelle durchgesetzt. Schwäbisch Hall bleibt verlustpunktfrei an der Tabellenspitze einen Punkt vor Deizisau und zwei Punkte vor Baden-Baden. Auch hinsichtlich der Brettpunkte konnte Baden-Baden gegenüber Schwäbisch Hall kaum aufholen. Für Spannung bei der zentralen Endrunde in Bad Königshofen ist gesorgt, treffen doch die ersten Drei der Tabelle noch aufeinander. Aufgrund der Brettpunkte kann sich Schwäbisch Hall dort sogar möglicherweise eine knappe Niederlage leisten und dennoch Meister werden.

Spielort München

In München trafen Schwäbisch Hall und Bayern München auf Leipzig und Rodewisch. Am Samstag gewannen die favorisierten Mannschaften aus Schwäbisch Hall und Rodewisch jeweils mit 4,5-1,5 gegen Leipzig bzw. München. Dabei zeigten die Leipziger gegen Schwäbisch Hall, warum sie vor der Runde auf Platz 5 der Tabelle lagen, gerade die Partien an Brett 2 und 3 waren äußerst hart umkämpft.

Team Schwäbisch Hall

Die Partie am Spitzenbrett zwischen Karina Cyfka und Lela Javakhishvili endete relativ schnell remis. Die Polin in Leipziger Reihen entwickelt sich mit dem 8. Remis in der 8. Partie zur Remiskönigin der Liga, allerdings “entschärft” sie damit auch zuverlässig die Topspielerinnen der gegnerischen Mannschaften. An den hinteren drei Brettern gab es dagegen Favoritensiege für Schwäbisch Hall. Ana Matnadze, Deimante Cornette und Karina Ambartsumova mit der weitesten Anreise aus Gran Canaria, wo sie seit Beginn der Corona-Pandemie lebt, gewannen relativ souverän. Damit war der Mannschaftssieg gesichert, aber es geht ja auch darum, den Brettpunktevorsprung vor den Verfolgern aus Deizisau und Baden-Baden zu halten.

Spannend war es an Brett 2 und 3 in den längsten Partien des Tages. Ekaterina Atalik übersah eine gegnerische Kombination, die ihre Gegnerin Olga Hincu aus Moldawien in Vorteil brachte. Allerdings kam die Moldawierin im weiteren Verlauf immer weniger mit der Stellung zurecht und verlor am Ende doch noch. Umgekehrt war es zwischen Meri Arabidze und Klaudia Kulon, der zweiten Polin in den Leipziger Reihen. Hier riskierte Meri zu viel, ihr Angriff schlug nicht durch, und sie fand sich in einem hoffnungslosen Endspiel wieder, insgesamt dauerte die Partie über 5 Stunden. Damit stand am Ende ein 4,5-1,5-Sieg für Schwäbisch Hall zu Buche.

Mit dem gleichen Ergebnis gewann Rodewisch gegen die Münchener Gastgeber, und dem Mannschaftsführer der Rodewischer Schachmiezen Wolfgang Schwarzer war die Erleichterung anzumerken, als der Mannschaftssieg und damit die Punkte 5 und 6 für die Schachmiezen unter Dach und Fach waren, waren doch auch hier einige Partien zwischendurch ziemlich unklar. Rodewisch hatte bis dahin auch erst 4 Punkte gesammelt, besonders die Niederlage gegen Hemer zum Saisonauftakt tat weh, daher war der Sieg gegen die Bayern äußerst wichtig, um gar nicht erst Abstiegsnöte aufkommen zu lassen.

Ein tolles Rahmenprogramm fürs Mädchen- und Frauenschach bot Gastgeber Bayern München. Die Botschafterin für das Frauenschach des Deutschen Schachbunds Anita Stangl hatte Mädchen aus bayerischen Schachvereinen zu einem abwechslungsreichen Programm eingeladen. Sie konnten direkt die Wettkämpfe der Bundesliga ansehen, Anita Stangl spielte simultan, und die Spielerinnen der anwesenden Bundesligamannschaften wurden vorgestellt und standen nach ihrer Partie zum Teil für Fragen der Mädchen zur Verfügung, wie Bayern-Spielerin und selbst noch Jugendspielerin Svenja Butenandt, die unter anderem von ihrer ersten EM-Teilnahme berichtete.

Noch spannender war es am Sonntag. Rodewisch zeigte gegen Schwäbisch Hall zum wiederholten Mal, welch unbequemer Gegner sie sind. Trotz massivem Ersatz wehrten sie sich mit Händen und Füßen gegen den eigentlich übermächtigen Tabellenführer. Am Ende zogen sie sich mit dem 1,5-4,5 und Remispartien an den Brettern drei, fünf und sechs gut aus der Affäre. Für Schwäbisch Hall gewann Lela Javakhishvili, die langsam zur Angstgegnerin der deutschen Nationalspielerin Fiona Sieber wird, in der Bundesliga war es schon der vierte Sieg im vierten Spiel, und immer waren die Partien eng und endeten erst im Endspiel. Außerdem punktete Ana Matnadze, die ihrer Gegnerin überhaupt keine Chance ließ und zum zweiten souveränen Sieg am Wochenende kam. Am längsten kämpfte zum wiederholten Male Meri Arabidze, die nach der Eröffnung gegen die Polin Alicia Sliwicka ziemlich bedenklich stand, ihre Stellung aber nach und nach verbessern konnte, zwei Bauern gewann und diese im Endspiel nach über 5 Stunden verwerten konnte. Langsam wird es zur Routine, dass Meri Arabidze immer die längste Partie spielt.

Ganz eng war es zwischen Leipzig und Bayern München. Die Schachgöttin Caissa stand den Leipzigern gleich mehrfach bei. Der 3,5-2,5-Sieg, der den fast sicheren Klassenerhalt und gleichzeitig den fast sicheren Abstieg der Münchener bedeutet, war äußerst glücklich. Karina Cyfka an Brett 1 spielte zum achten Mal remis, diesmal aber nach hartem Kampf. Das Endspiel an Brett 2 war zugegebenermaßen schwierig, aber nicht unbedingt für Klaudia Kulon gewonnen, und an Brett 6 vergab die Münchener Spielerin eine totale Gewinnstellung noch zum Verlust.

Spielort Baden-Baden

Baden-Baden gelang es gegenüber Schwäbisch Hall gegen Solingen und Hemer nur einen halben Brettpunkt aufzuholen. Gegen Solingen gewann man wie Schwäbisch Hall gegen Leipzig mit 4,5-1,5. Bemerkenswert hier das Remis der 14-jährigen Solinger Nachwuchsspielerin Sarah Fetahovic gegen IM Iamze Tammert. Bei Hemer läuft es diese Saison weiterhin nicht, gegen ein ersatzgeschwächtes Deizisau verlor man mit nur 5 Spielerinnen – eine Spielerin war kurzfristig ausgefallen – 1,5-4,5, hier rückt der Abstieg immer näher.

Am Sonntag holten die fünf Hemerer Spielerinnen immerhin zwei Remis gegen Baden-Baden, Olena Hess und Alisa Frey remisierten gegen Josefine Heinemann bzw. Ketino Kachiani-Gersinska.

Baden-Baden mit dem frisch aus dem Thailand-Urlaub zurückgekehrten Mannschaftskapitän Thilo Gubler (Foto: OSG Baden-Baden)

Spielort Hamburg

In Hamburg schlug Gastgeber HSK Erfurt 5,5-0,5, das Ergebnis sieht klarer aus, als die Partien waren. Mit dem gleichen Ergebnis gewann Bad Königshofen gegen Harksheide, auch bei den Norderstädtern fehlten einige Stammkräfte. Am Sonntag gewann Bad Königshofen knapp 3,5-2,5 gegen Hamburg und wahrte die Chance, bei der Heim-Endrunde doch noch auf einen Podiumsplatz zu kommen. Harksheide gewann mit dem gleichen knappen Ergebnis gegen Erfurt, auch das kann schon für den Klassenerhalt reichen.

Harksheide-Erfurt (Foto Eberhard Schabel)

Alle Ergebnisse gibt es hier, die Livepartien aus Hamburg und Baden-Baden gibt es hier.

Zweite Liga

Die zweiten Ligen hatten dieses Wochenende ihre letzten Runden, und damit stehen die Bundesligaaufsteiger schon jetzt fest. Im Westen setzte sich Kiel vor Hofheim durch, wobei das eigentliche Spitzenspiel Kiel-Lehrte gleich durch drei kampflose Punkte beeinflusst wurde – an Brett 1 endete die Partie sogar -:-, weil beide Spielerinnen fehlten. Schade, dass der Aufstieg so entschieden wurde, am Ende “gewann” Kiel 3-2, bekommt dafür aber nur einen Punkt, da man für einen Mannschaftssieg 3,5 Punkte braucht. Der Punkt reichte aber zur Meisterschaft.

Im Osten gab es dagegen ein Endspiel, das den Namen auch verdient, Löberitz gewann gegen Pankow 3,5-2,5 und schaffte nach dem Abstieg die sofortige Rückkehr ins Oberhaus.

Im Süden steigt ebenfalls ein alter Bekannter auf: nach zwei Jahren Abstinenz ist Karlsruhe wieder erstklassig.

Schachticker-Preis

Zu guter Letzt gibt es auch diese Saison wieder den Preis des Schachtickers für die beste Spielerin und die beste Nachwuchsspielerin der Liga – hier werden die Nachfolgerinnen von Ekaterina Atalik (Schwäbisch Hall) und Inken Köhler (Harksheide) gesucht. Preise sind wie schon mehrfach Original-Holzschnittarbeiten der Hamburger Künstlerin Elke Rehder, die sich unter anderem schon lange mit Stefan Zweigs Schachnovelle beschäftigt, einer der Holzschnitte hat auch ein Motiv der Schachnovelle zum Thema. Die Webseite von Elke Rehder, die im Hamburg geboren ist und am 4. Mai ihren 70. Geburtstag feiert, findet man unter dem Link https://www.elke-rehder.de/. Im Rennen um die Preise sind einige Spielerinnen, die den Preis in den Vorjahren schon gewinnen konnten, darunter Titelverteidigerin Ekaterina Atalik oder Dina Belenkaya, die vor einigen Jahren gewann, auch Josefine Heinemann und Elisabeth Pähtz sind unter den Anwärterinnen zu finden. Und bei den Nachwuchsspielerinnen ist Inken Köhler wieder vorne dabei. Die Entscheidung fällt bei der zentralen Endrunde in Bad Königshofen ab dem 29. April, es sind ja 8 Einsätze fürs Gewinnen des Preises nötig. Wie immer entscheiden die Gewinnprozente, und bei Gleichheit entscheidet der höhere Elo-Schnitt der Gegnerinnen.

Mehrfarbiger Holzschnitt zur Erstausgabe des Gedichtes von Hans Peter Schmitt aus dem Jahr 2000
Handkolorierter Holzschnitt zur weltberühmten Schachnovelle von Stefan Zweig
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